Verhütungsmittel für Männer: Welche gibt es?

++ Disclaimer ++

Dieser Artikel benutzt die Wörter „Männer“ und „männlich“, um sich auf Körper mit Penissen zu beziehen. Dies dient der sprachlichen Vereinfachung. Ich verwende die Begriffe nicht, um Geschlechtsidentitäten oder -ausdrücke zu beschrieben. Außerdem ist dieser Artikel nur ein kurzer Überblick von Verhütungsmitteln für Männer. Er ist keine Empfehlung.

Die Möglichkeiten für Verhütungsmittel für Männer sind leider begrenzt. Bereits in meinem letzten Artikel berichtete ich über die verschiedenen Formen von hormonellen Verhütungsmitteln für Menstruierende. Nun wollte ich auch die Möglichkeiten der Schwangerschaftsprävention für Männer erforschen. Im Großen und Ganzen wird die Verhütung von Schwangerschaften zu Unrecht den Menstruierenden aufgebürdet. Dies spiegelt sich in der Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln für Männer wieder. Es gibt weniger Möglichkeiten und eine insgesamt höhere Ausfallquote als bei der Verhütung für Menstruierende. Außerdem sind neue Entwicklungen sehr langsam.

Welche Verhütungsmittel für Männer gibt es bereits?

Es gibt bestenfalls eine Handvoll. Eine Vasektomie ist die wirksamste und einzige dauerhafte Methode. Sie kann später rückgängig gemacht werden, aber je länger dies dauert, desto geringer ist die Erfolgsquote. Andere Methoden umfassen Barrieremethoden, wie Kondome und Spermizide. Sie verhindern, dass die Spermien die Eizelle erreichen und verhindern somit die Befruchtung. Es gibt auch andere Vorschläge, wie Abstinenz oder „Rausziehen“ (Coitus interruptus) vor dem Orgasmus. Aber diese helfen nicht wirklich. Und das Herausziehen des Penisses vor dem Orgasmus funktioniert nicht, da Spermien noch vor der Ejakulation freigesetzt werden können.

Welche Verhütungsmittel für Männer sind in Entwicklung?

Doch es gibt Hoffnung am Horizont, denn mehrere Entwicklungen von Verhütungsmitteln für Männer sind im Anmarsch. Besonders vielversprechend sieht die Injektion aus: die reversible Hemmung der Spermien unter Anleitung (RISUG, auf Englisch). Sie wirkt zehn Jahre, benutzt keine Hormonen, und kann rückgängig gemacht werden. Aber wie funktioniert das? Ein Polymergel wird in die Samenleiter, die beiden Röhren, welche die Spermien von den Hoden zum Penis transportieren, injiziert. Es ist positiv geladen und haftet an den Wänden der Röhren. Wenn negativ geladene Spermien hindurchfließen, werden ihre Köpfe und Schwänze beschädigt, wodurch sie unfruchtbar werden. Und das kann ganz leicht durch eine weitere Injektion rückgängig gemacht werden, wodurch sich das Gel auflöst und weggespült wird. Im Jahr 2019 befand sich diese Methode in der späten Phase der klinischen Erprobung, und scheint zu 99 % wirksam zu sein. Die Verbreitung war jedoch nicht sehr groß.

Daneben gibt es die männliche Antibabypille, Dimethandrolonundecanoat (DMAU). Diese hormonelle Form der Empfängnisverhütung wirkt durch Unterdrückung des follikelstimulierenden Hormons und des luteinisierenden Hormons in der Hypophyse. Es verringert die Produktion von Testosteron und Spermien. Die Verringerung der Spermienzahl führt zu einer wesentlich geringeren Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft, ohne die Libido, die Erektionsfähigkeit oder die Orgasmusfähigkeit zu beeinträchtigen.

Mehr Optionen in der Zukunft

Dies sind nur zwei von vielen Formen von Verhütungsmitteln für Männer, die derzeit entwickelt werden. Eine andere ist die „Clean Sheet Pill“, welche die Ejakulation gänzlich verhindern kann. Ihre Entwickler:innen hoffen auch, dass sie damit die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten wie HIV eindämmen können. Ein weiteres Beispiel ist COSO, ein Verhütungsmittel, das zu Hause verwendet werden kann. Dabei handelt es sich um ein Gerät in Form einer Schale, das mit Wasser gefüllt und erhitzt wird. Die Benutzer:innen legen die Hoden für einige Minuten hinein und werden vorübergehend unfruchtbar gemacht, ohne dass es zu Nebenwirkungen kommt. Insgesamt gibt es viele Möglichkeiten in der Entwicklung von männlichen Verhütungsmethoden, jedoch lassen sie wahrscheinlich noch einige Jahre auf sich warten lassen.

Obwohl es viele Möglichkeiten für die Zukunft gibt, andere Probleme bestehen fort. Und viele Menschen bezweifeln, dass diese männlichen Formen der Verhütung genutzt werden. In den Vereinigten Staaten würde mehr als die Hälfte der befragten sexuell aktiven Männer einer Umfrage wahrscheinlich eine männliche Antibabypille verwenden, wenn sie verfügbar wäre. Kritiker:innen argumentieren jedoch, dass die Zurückhaltung der Männer bei der Verwendung von Kondomen nicht vielversprechend für ihre Bereitschaft beim Einnehmen einer Antibabypille ist. Vielleicht wird Verhütung für Männer also nicht so beliebt sein wie gedacht.

@brutamerica Would men take a birth control pill if it meant having the same side effects as women? Well, we asked them … #qanda #manonthestreet #fyp ♬ Lazy Sunday – Official Sound Studio

Männliche Verhütung – und jetzt?

Im Moment ist es jedoch nicht die Aufgabe der männlichen Sexualpartner:innen, sich um die Verhütung zu kümmern. Das ist ebenso ein Problem wie die mangelnde Verfügbarkeit von männlichen Verhütungsmethoden. Aber es ist ein Problem, das sich hoffentlich verbessern wird, wenn diese und weitere Optionen auf breiter Basis verfügbar werden. Verhütung ist nämlich ein Thema mit dem sich alle Sexpartner:innen beschäftigen sollten, unabhänig von der Frage des Geschlechts, des Genders, der sexuellen Orientierung und veralteten Ansichten der Gesellschaft. Deshalb: Lasst uns anfangen, besser zu werden und uns selbst um unsere Verhütung zu informieren!

Hast du schon mal von männlicher Verhütung gehört? Was denkst du über die verschiedenen Methoden? Schreib es uns in einem Kommentar!

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September 21, 2022
Ailsa wohnt in England und studiert Geschichte und Politik in Schottland. Sie verbringt ihre Zeit gerne mit Schreiben, Tagträumen und Gedanken über die Zukunft – insbesondere über Frauen und LGBT-Menschen in allen drei.

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