“Stigma Monatsblutung”: ein Film über menstruale Unabhängigkeit

Stigma Monatsblutung (engl.: Period. End of Sentence) ist ein Dokumentarfilm über Menstruierende aus Kathikhera, einem indischen Dorf in der Nähe von Neu-Delhi, und deren leise Revolution der Periode. Er wurde 2018 auf US-Filmfestivals uraufgeführt und ist 2019 auf Netflix erschienen. Der Kurzfilm der iranisch-amerikanischen Regisseurin Rayka Zehtabchi wurde von der Oakwood Secondary School in Kalifornien finanziert. Der Film begleitet die indischen Frauen dabei, wie sie eine Bindemaschine erhalten und durch die Arbeit an dieser Maschine ihre körperliche und finanzielle Unabhängigkeit verbessern können.

Die Ursprünge von Stigma Monatsblutung und das Pad-Projekt

Im Jahr 2013 nahm Melissa Berton, Englischlehrerin in Oakwood und Produzentin von Stigma Monatsblutung, einige Schüler:innen mit zu einer Konferenz der Vereinten Nationen. Sie nahmen dort an der jährlichen Sitzung der Kommission zur Frauenrechtslage teil. Dort erfuhren sie von Arunachalam Muruganantham, dem Erfinder einer Maschine zur Herstellung von Binden aus lokalen Rohstoffen zu niedrigen Kosten. Seine Maschine verwendet Zellulose von einheimischen Bäumen, wie Kiefernholz, um den saugfähigen weißen Flaum in den Binden herzustellen. Inspiriert wurde er durch den Kampf seiner Frau mit ihrer eigenen Periode, deshalb versuchte er mit seiner Erfindung Periodenprodukte besser zugänglich zu machen.

Photo Credits: Netflix

Das inspirierte die Schüler:innen, sich für die Bereitstellung von Menstruationprodukten und die Aufklärung über die Periode zu engagieren. Nach ihrer Rückkehr nach Los Angeles beteiligten sie sich an allen möglichen Arten von Spendenaktionen, wie Kickstartern, Kuchenverkäufen und Yogathons. Sie sammelten insgesamt 55.000 Dollar. Damit konnten sie eine dieser Bindenmaschinen für Kathikhera kaufen. Sie hatten sogar genug Geld, um drei oder vier zu kaufen, aber sie entschieden sich dagegen. Helen Yenser, Bertons Tochter und eine der Produzent:innen von Stigma Monatsblutung, wies darauf hin, dass sie noch mehr erreichen könnten. Ein erfolgreicher Film könnte noch mehr Geld für die Sache einbringen. Und so kam die Idee für Stigma Monatsblutung.

Der Film wurde unter der Regie von Rayka Zehtabchi, in Zusammenarbeit mit Action India produziert. Einige Schüler:innen und deren Eltern arbeiteten außerdem an dem Projekt mit und werden ebenfalls als Mitwirkende genannt. Das Ergebnis des Films: ein großer Erfolg. Neben dem Film gründete Berton außerdem das Pad-Projekt, eine Organisation, die in zwei Ländern neun Bindemaschinen in Dörfern bereitstellen konnte. Momentan arbeitet Berton daran, sieben Maschinen in vier weiteren Ländern zu verteilen.

Stigma Monatsblutung: Der Film

Der Film ist eine ehrliche Darstellung der Menstruation in Kathikhera, sowohl vor als auch nach der Einführung der Maschine. Die Regisseurin versuchte, die Privatsphäre der Menstruierenden zu respektieren, aber dennoch gibt es einige beeindruckende persönliche Momente im Film. Eine menstruierende Frau erklärt beispielsweise ihrem Onkel die Binde als Windel. Eine Gruppe spricht darüber, dass sie noch nie eine Binde benutzt hat, weil sie so teuer ist. Und es gibt sogar einen Moment, in dem eine junge Schülerin gefragt wird, ob sie weiß, was eine Periode ist und vor Verlegenheit erstarrt.

Die Protagonistin, eine Frau namens Sneha, spricht über ihren Traum, der Polizei in Delhi beizutreten. Sie hat von einer anderen Frau gehört, die diesen Weg ging und dadurch Unabhängigkeit und den Respekt erlangte, von dem Sneha träumt. Keine der menstruierenden Frauen im Film hatte jemals zuvor einen Beruf ausgeübt. Doch durch ihre gute Arbeit gewannen sie sogar in den Augen ihrer Männer großen Respekt. Mit der Maschine erlangten sie aber nicht nur körperliche, sondern auch finanzielle Unabhängigkeit. Die neue Binden-Marke nannten sie „Fly“, weil sie sehen möchten, wie Menstruierende aufstiegen.

Die Produzent:innen waren sich bewusst, dass sie einen Film über eine fremde Kultur drehten, die nicht ihre eigene war, und gingen deshalb sehr vorsichtig und bewusst vor. Sie wollten kein Mitleid oder Herablassung darstellen. Der Film wurde in Hindi gedreht. Da Zehtabchi überhaupt kein Hindi spricht, hob sie die wichtige Arbeit der Übersetzer:innen bei diesem Projekt besonders hervor. Und obwohl sie die Schwierigkeiten vor Ort schockierten, betonte das Team, dass diese Schwierigkeiten nicht nur in India vorkommen, sondern auch in vielen anderen Ländern der Fall sind. Und vielleicht sogar vor unserer eigenen Haustür.

Erfolg und Wirkung

Stigma Monatsblutung gewann einen Oscar für den besten Dokumentar-Kurzfilm. Das war ein großer Erfolg für das Projekt und Menstruierende weltweit. Aber Zehtabchi sagte in einem Interview mit Entertainment Weekly, dass der Erfolg nicht ihr Hauptaugenmerk war: „Das Wichtigste ist nicht der Erfolg des Films, sondern das Vorantreiben seiner Erzählung. Wir wollen die Möglichkeit haben, den Film in Schulen und Organisationen zu zeigen, um die Sache voranzutreiben.“ Beim Aktivismus rund um die Menstruation geht es um die Erzählungen, welche die Menstruation normalisieren. Der Film richtet sich deshalb an alle Menstruierenden in Entwicklungsländern und überall, wo sich menstruierende Menschen für ihre Periode schämen.

Die Wirkung des Films auf Kathikhera war immens. Als die Macher:innen des Dokumentarfilms sechs Monate später dorthin zurückkehrten, stellten sie fest, dass sich die Bereitschaft der Menschen, über die Menstruation zu sprechen, weiter verbessert hatte. In Stigma Monatsblutung erwähnte eine Menstruierende, dass sie ihrem Bruder ein Geschenk kaufen konnte, da sie nun die finanziellen Mittel dazu hatte. Und Sneha verwendete ihr hart erarbeitetes Geld, um ihre Ausbildung bei der Delhi-Polizei zu finanzieren. In Indien sind Probleme mit der Menstruation jedoch noch immer ein Hauptgrund dafür, dass Kinder die Schule abbrechen. Deshalb besteht die Hoffnung, dass die Binden von „Fly“ eine große Wirkung haben werden. Wie Berton in ihrer Oscar-Rede sagte: „Eine Periode sollte einem Satze beenden, nicht die Ausbildung eines Mädchens.

Hat jemand Periodenfilm gesagt?

Du hast jetzt Lust auf mehr Filme über die Periode? Dann haben wir hier ein paar für dich:

  • Padman – Die indische Komödie handelt vom Leben von Arunachalam Muruganantham, einem sozialen Aktivisten und Unternehmer, der preiswerte Binden nach Indien brachte. Die Schülerinnen und Schüler hörten von ihm auf der Jahrestagung der Kommission der Vereinten Nationen zur Frauenrechtslage.
  • Nicht die Regel – Ein deutscher Film über Endometriose. Er soll zeigen, dass Endometriose nicht die Regel ist, die Krankheit in der Öffentlichkeit sichtbar machen und falsche Mythen über sie bekämpfen.
  • Jahrhundertfrauen – Ein Film über eine alleinerziehende Mutter, die ihren Sohn mit Hilfe von zwei jungen Frauen aus der Nachbarschaft großzieht. „Sag einfach Menstruation. Es ist keine große Sache!“ Das amerikanische Komödien-Drama zeigt ein sehr offenes und ehrliches Gespräch über die Menstruation am Esstisch.
  • Higher Ground – Ein Kurzfilm über die Panik, die man bekommt, wenn man in einer Flugzeugkabine in einer weißen Hose seine Periode bekommt. Die Komödie nimmt die Scham über die Menstruation auf die Schippe und kämpft gegen das Stigma an.
  • Jane – Ein Kurzfilm über ein junges Mädchen aus der unteren Mittelschicht von Mumbai, das zum ersten Mal eine Menstruationstasse ausprobiert. Wie geht sie mit dem mangelnden Bewusstsein und der Tabuisierung des Themas Menstruation um?

Du hast den Film gesehen? Dann schreibe uns deine Meinung dazu in die Kommentare! Und lass uns auch wissen, welchen Film wir als nächstes sehen sollten!

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Dezember 17, 2021
Ailsa wohnt in England und studiert Geschichte und Politik in Schottland. Sie verbringt ihre Zeit gerne mit Schreiben, Tagträumen und Gedanken über die Zukunft – insbesondere über Frauen und LGBT-Menschen in allen drei.

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