Leben mit Endometriose: Lea erzählt von ihrem Alltag

Im zweiten Teil unseres Interviews erzählt uns Lea, wie sich ihr Leben durch Endometriose verändert hat und was ihr im Alltag dabei hilft, besser mit ihren chronischen Schmerzen umzugehen. Leben mit Endometriose: Den ersten Teil von dem Interview mit Lea kannst du hier nachlesen.

Wie stehst du zu deinem Leben mit Endometriose? 

Ich hab mich mit meiner Endometriose arrangiert. Sie ist ein Teil von mir, der für mich für sehr lange Zeit begleiten wird. Deshalb kann ich nicht auf ewig dagegen kämpfen, sondern habe das so akzeptiert. Sie ist eben meine stille Begleiterin, die ab und zu mal laut wird und mich in die Knie zwingt. Aber das ist ok für mich, ich kann damit umgehen. 

Wie beeinflusst Endometriose deinen Alltag? 

Am Anfang hat die Endometriose meinen Alltag sehr beeinflusst. Ich habe ständig darüber nachgedacht, konnte es schwer wegschieben. Mittlerweile versuche ich aber mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und weniger über Eventualitäten der Zukunft zu spekulieren, die so möglicherweise nie eintreten. Das hilft mir kopfmäßig sehr! Durch die alltäglichen Schmerzen und Probleme in einem Leben mit Endometriose ist das natürlich auch oft schwierig. Aber ich habe mittlerweile ganz gute Wege gefunden, mich davon weg auf etwas anderes zu konzentrieren.

Natürlich schränkt die Endometriose aber auch oft Unternehmungen oder Ähnliches ein, aber damit habe ich mich beziehungsweise wir uns arrangiert. Ich ärgere mich nicht mehr darüber, wenn sie mir einen Strich durch die Rechnung macht. Am Ende hab ich mir das alles nicht ausgesucht und kann nicht viel daran beeinflussen. Aber ich kann beeinflussen, wie ich damit umgehe und ob ich mich davon runterziehen lasse – und da versuche ich so gut es geht immer positiv zu bleiben, egal, was kommt.

Gibt es alltägliche Gewohnheiten die Dir helfen, dein Leben mit Endometriose angenehmer zu gestalten?

Meine Schmerzen sind chronisch und damit also fast alltäglich. Zuerst war das schwer für mich. Ich habe oft nichts gemacht, blieb auf dem Sofa, weil es mir nicht gut ging. Aber das hat es auch nicht besser gemacht, sondern teilweise sogar eher schlimmer. Deshalb habe ich irgendwann entschieden, dass ich ja sowieso nicht für immer mein Leben auf Eis legen kann. 

Sport und Bewegung

Ich kann nicht immer auf dem Sofa bleiben, das tut mir auch nicht gut. Also hab ich wieder angefangen mehr Sport zu machen, viel reiten zu gehen, viel raus zu gehen, Yoga zu machen. Gerade auch dann, wenn ich Schmerzen habe. Natürlich fällt es mir oft schwer, mich aufs Pferd zu hieven und ein Spring- oder Dressurtraining zu absolvieren, wenn mir alles wehtut. Natürlich gab es schon Momente, in denen bin ich wieder abgestiegen, weil es einfach nicht ging. Aber oft genug hilft es mir dann doch, meinen Kopf vollkommen auf etwas anderes zu konzentrieren, weg von den Schmerzen. An schlimmen Tage mache ich was leichtes, gehe nur spazieren oder mache eine entspannte Yoga Session. An besseren Tagen mach ich aber gerne mehr. 

Photo Credits: Lea

Ernährung

Bei der Ernährung bin ich sowieso etwas spezieller unterwegs aber das war ich auch schon vor der Diagnose, deshalb hab ich ehrlich gesagt bisher nichts daran angepasst. Ich mache Intermittent Fasting seit mehreren Jahren, das heißt ich faste jeden Tag mindestens 16 Stunden, tendenziell sogar deutlich mehr. Meistens konzentriert sich das Essen dann auf eine sehr große Mahlzeit abends – und die ist dann auch noch ziemlich gesund. Viel Salat und Gemüse, etwas Fisch und Käse, kaum Fleisch und generell fast keine glutenhaltigen Produkte. Aber wie gesagt, das habe ich schon lange vor der Endometriose so gemacht. Die ein oder andere Süßigkeit lass ich mir allerdings nicht nehmen.

Seit meiner Diagnose habe ich außerdem mal überlegt, Milchprodukte auch zu streichen oder zu ersetzen, daran bin ich aber gescheitert. Mein Kaffee mit schöner Bio-Milch schmeckt mir einfach viel besser als mit Mandel-/Hafer- oder Reismilch. Auch mich aktiv komplett entzündungshemmend zu ernähren habe ich schon überlegt, bisher habe ich das aber nicht umgesetzt.

Wie hat sich dein Leben seit der Diagnose verändert?

Natürlich hat die Endometriose in meinem Leben einiges verlangsamt. Beispielsweise liegt mein Studium seit einiger Zeit irgendwie auf Eis, weil ich damit einfach nicht so richtig weiterkomme – denn irgendwas ist seitdem immer.

Aber es gibt auch positive Seiten: Ich bin viel offener geworden – das ist glaube ich auch die größte Veränderung. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so offen über meine Krankheit reden könnte, aber es hilft mir und so vielen anderen auch. Ich bekomme viel dafür zurück. Viel Dankbarkeit und Wertschätzung, teilweise von mir völlig Fremden – und das gibt mir unglaublich viel und bestärkt mich darin, dass ich das Richtige tue. Auch von Freunden und Bekannten bekomme ich unglaublich viel Verständnis, weil ich so offen darüber spreche und alle wissen, woran sie sind. Das macht vieles für mich oft leichter. Ich habe durch mein Leben mit Endometriose und die Aufklärungsarbeit, die ich jetzt versuche zu machen, etwas gefunden, woran ich glaube, was mir Sinn gibt und unglaublich viel Spaß macht – und das ist sehr viel wert.

Wie ist es zu deinem Blog gekommen? 

Als ich das erste Mal mit dem Verdacht der Endometriose konfrontiert wurde, habe ich das gesamte Internet abgesucht nach Informationen. Wissenschaftliche Artikel, Studien, Youtube-Channel, Blogs und Instagram-Accounts – ich kenne sie vermutlich alle. Aber dennoch hat mir meistens irgendwas dabei gefehlt: mal eine detaillierte Beschreibung oder ein persönlicher Einblick oder eine medizinische Erklärung. Mir kam deshalb schnell der Gedanke, dass ich genau die Lücke schließen möchte, also das machen möchte, was mir in meiner Endometriose Recherche gefehlt hat. So ist zuerst mein Blog entstanden und dann auch mein Youtube-Channel.

Photo Credits: Lea

Hast du Tipps oder Ideen, wie Freunde oder Familie beim Leben mit Endometriose unterstützen können?

Ich glaube, dass das Wichtigste, was ich dazu sagen kann, ist: Habt Verständnis und nehmt uns ernst! Das Schlimmste ist, wenn jemand das abtut, was man durchmacht, oder kein Verständnis dafür zeigt, wenn wir mal nicht so können, wie wir gerne wollen. Die Endometriose kann eine riesige Last sein – jeder geht damit anders um. Versucht auf die Betroffenen einzugehen. Hört euch an, was sie zu sagen haben oder akzeptiert es auch, wenn sie nichts dazu sagen möchten. Es ist nicht einfach, das weiß ich ja selber. Aber es nimmt einem viel ab, wenn man weiß, dass da jemand ist, auf den man sich verlassen kann. jemand der einen ernst nimmt und Verständnis für das hat, was gerade abgeht.

Photo Credits: Lea

Liebsten Dank, Lea!

Wenn du Fragen zu Endometriose hast oder mehr über die Krankheit und das Leben mit Endometriose erfahren möchtest, kann ich dir Lea’s BlogInstagram und Youtube-Kanal sehr ans Herz legen! 

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Februar 11, 2021
Britta Wiebe ist die Co-Gründerin von Vulvani. Am liebsten recherchiert, schreibt und konzipiert sie den ganzen Tag neue Artikel oder innovative Bildungsformate rund um Menstruation. Wenn sie nicht in der weiten Welt unterwegs ist, genießt sie ihre Zeit mit lieben Menschen im schönen Hamburg. | Facebook | Instagram | LinkedIn | Twitter

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