Die erste Periode in der Schule zu bekommen ist halb so schlimm

‚Menstruation around the world’ ist eine Themenreihe von Vulvani, die versucht die Vielfalt von Menstruationserfahrungen in aller Welt aufzuzeigen. Wir porträtieren Personen aus verschiedenen Ländern mit ihren persönlichen Geschichten. Lasst uns gemeinsam die wunderbare und so vielfältige Welt der Menstruationserfahrungen erkunden. Und vielleicht hast du ja auch deine erste Periode in der Schule bekommen?


Hilma hat die meiste Zeit ihrer Kindheit und Jugend in einem Schulwohnheim gewohnt. So bekam sie natürlich auch ihre erste Periode in der Schule. Hilma kommt aus Namibia, wo Menstruation ein Thema ist, über das in der Gesellschaft nicht oft gesprochen wird. In unserem Interview erzählt sie uns jedoch offen von ihren persönlichen Erfahrungen mit der Menstruation und spricht über die herzerwärmende Reaktion ihrer Lehrerin, als sie in der Schule angefangen hat zu bluten. Liebe Hilma, vielen Dank für dieses wunderbare Interview!

Persönliche Eckdaten

Name: Hilma
Alter: 22
Geschlecht: Weiblich
Geburtsland: Namibia
Wohnort:
 Windhoek, Namibia
Job: Praktikum im Bereich Buchhaltung und Finanzen
Alter bei der ersten Periode: 13
Lieblings-Menstruationsprodukt: Kotex Pads
Kosten pro Menstruation: +- N$60 (3,60 US$ / 3,00€)
Verhütungsmethode: Keine

1. Wie wird Menstruation in deiner Familie, Kultur oder auch Land gesehen? 

Soweit ich weiß, ist Menstruation eines der Themen, über die kaum offen gesprochen wird. Als kleine Mädchen waren wir so jung und hatten Angst, auch nur zu erwähnen, dass wir allmählich Blut in unseren Höschen sehen. Die Gesellschaft hat uns in dem Glauben gelassen, dass nur Mädchen, die schon in jungen Jahren sexuell aktiv sind, ihre Periode früher bekommen.

2. Wie und von wem wurdest du über Menstruation aufgeklärt?

Als Kind war ich schon in sehr jungen Jahren ziemlich unabhängig. Denn ich habe die meisten Schuljahre in einem Schulwohnheimen gelebt. Mein erstes Gespräch über Menstruation hatte ich mit einem Coach an meiner Schule. Ihre Rolle als Coach bestand darin, uns über Dinge wie Geschlechtskrankheiten, Drogen- und Alkoholmissbrauch, unseren Körper und Themen zu informieren und aufzuklären, über die unsere Eltern kaum mit uns gesprochen haben. An einem Tag hatten nur wir Mädchen eine Gesprächsrunde mit unserem Coach, in der es hauptsächlich um Menstruation ging. Wir haben ihr offen Fragen über die Periode gestellt. Wir haben gefragt, welche Produkte wir verwenden und wie wir sie anwenden können (sie hat es uns auch vor gemacht). Sie hat uns Ratschläge gegeben, wo wir die Produkte kaufen können, wenn es soweit ist.

Photo Credits: Hilma

3. Erzähl ein bisschen von deiner ersten Periode in der Schule.

Ich bekam meine erste Periode in der Schule, denn ich habe zu dieser Zeit im Schulwohnheim gewohnt. Ich hatte also großes Glück. Denn ich hatte eine Kunstlehrerin, die wirklich nett war und mit der ich mich gut unterhalten konnte. Das Gute an meiner Regelblutung ist: Am ersten Tag bekomme ich nicht wirklich Flecken auf meine Kleidung, weil meine Periode mir sozusagen ein Signal gibt. An diesem besagten Tag war ich in der Schule und fühlte mich etwas unwohl da unten (feucht). Als ich auf die Toilette gegangen bin, habe ich bräunlichen Ausfluss in meinem Höschen gesehen. Ich bekam nicht wirklich Panik, denn ich war mir gewissermaßen der Anzeichen meiner Periode bewusst. Ich ging zu meiner Kunstlehrerin und erzählte ihr davon. Sie begleitete mich in den Lagerraum ihres Büros, wo sie einige Binden für die Schülerinnen und Schüler aufbewahrte. Sie zeigte mir auch, wie ich sie benutzen sollte.

4. Wie stehst du zu deiner eigenen Menstruation und dem Periodentabu? 

Als ich jünger war, fand ich meine Periode sehr nervig. Ich hatte das Gefühl, dass es einfach zu viel Arbeit war. Aber dieses Gefühl hat sich im Laufe der Jahre geändert. Ich habe angefangen, meine Periode werzuschätzen, auch wenn die Blutung ein wenig unangenehm ist, weil ich meistens eine starke Blutung habe. Mittlerweile fühle ich mich einfach wohl dabei. Ich fühle mich dadurch wie eine Frau. Und es gibt mir noch mehr Stolz, eine Frau zu sein! Es ist großartig!

5. Welche Menstruationsprodukte hast du schon ausprobiert?

Ich habe noch keine anderen Produkte außer Binden ausprobiert!! Ich bin einfach davon ausgegangen, dass Tampons unbequem sind. Und alles andere, was keine Binde ist, würde mich wahrscheinlich stören. Deshalb habe ich bisher nur Binden verwendet.

6. Was machst du am liebsten, wenn du deine Tage hast?

Ich bekomme ziemlich starke Menstruationskrämpfe, deshalb bin ich einfach gerne allein. Wenn es sein muss, mache ich kurze Spaziergänge. Und ich höre auch gerne Musik.

Photo Credits: Hilma

7. Wie fühlst du dich während deiner Periode?

Ich werde richtig launisch und ärgere mich über Kleinigkeiten, weil meine Krämpfe mich sehr schlapp machen. Ich bin also wirklich lieber allein. Und ich esse gerne warmes Essen. Eigentlich mag ich es, einfach etwas zu kauen. Essen wie Süßigkeiten lenken mich von der Wahrnehmung meiner Beschwerden ab. Und auf diese Weise kann ich die Schmerzen ein bisschen vergessen. Ein Tipp, der bei mir wirklich hilft: Warme/kalte Handtücher. Es gibt Tage, an denen ich das Gefühl habe, etwas Kaltes würde mir gut tun. Wenn ich also ein kaltes Handtuch gegen meinen Bauch und den unteren Rücken drücke, hilft das. An manchen Tagen möchte der Körper eine warme Kompression, also mache ich das auch.

8. Mit wem sprichst du über Menstruation?

Mit meinen Schwestern und Cousinen. Es ist einfach angenehmer, mit Menschen darüber zu sprechen, die die Menstruation auch tatsächlich nachvollziehen können und die in der Lage sind, konstruktiv zum Thema beizutragen.

9. Hast du eine besonders lustige, wichtige oder peinliche Menstruationsgeschichte?

Meine Periode ist ziemlich regelmäßig. Und ich benutze auch eine App, um sie zu beobachten. Deshalb hat mich meine Periode noch nie wirklich überrascht. Irgendwann einmal habe ich wirklich riesige Binden gekauft (ich habe die Größe nicht gelesen, da ich in Eile war). Als ich die Binde am nächsten Tag getragen habe, ist einem Mädchen (Nadia) direkt die riesige Binde aufgefallen. Sie stupste ihre Freundin an und sagte: „Ach, schau mal, wie doll wir Hilma’s Binden sehen können!“ Die Freundin war nett und ist zu mir gekommen, um mir zu sagen, dass meine Binde sichtbar war und sie sehen können, dass die Binde wirklich riesig ist. Ich musste mir etwas einfallen lassen und die Binde wechseln… Also ja, Größe spielt auch eine Rolle.

10. Möchtest du noch etwas anderes über das Periodentabu erzählen?

Meine Periode dauert etwa 6 Tage. Ich war deswegen immer ein bisschen verunsichert, weil es mir etwas zu lang vorkam. Also habe ich einmal meinen Mut zusammengenommen und mit meiner Ärztin darüber gesprochen. Sie hat mir erklärt, dass eine normale Periode zwischen 3-7 Tagen dauert und dass mit mir alles in Ordnung ist. Da meine Periode eigentlich auch sehr regelmäßig ist, sagte sie mir, dass ich mir keine Sorgen machen müsse. Diese Erleichterung!!!

Photo Credits: Hilma

Hast du Lust ein Teil von ‚Menstruation around the world’ zu werden?

Wir hoffen, die  Porträts von menstruierenden Menschen so vielfältig und divers wie möglich präsentieren zu können. Und dafür brauchen wir dich – ganz egal, wie du zu deiner eigenen Menstruation stehst oder woher du kommst! Wenn du Lust hast, Teil dieser Serie zu werden und deine persönlichen Erfahrungen sowie Gedanken über Menstruation mit uns zu teilen, dann schreibe uns eine Nachricht oder fülle einfach den Fragenbogen aus (auch anonymisiert möglich). Wir freuen uns schon jetzt, deine Geschichte mit der Vulvani-Community zu teilen!


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September 29, 2020
Britta Wiebe ist die Co-Gründerin von Vulvani. Am liebsten recherchiert, schreibt und konzipiert sie den ganzen Tag neue Artikel oder innovative Bildungsformate rund um Menstruation. Wenn sie nicht in der weiten Welt unterwegs ist, genießt sie ihre Zeit mit lieben Menschen im schönen Hamburg. | Facebook | Instagram | LinkedIn | Twitter

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