Darstellung der Menstruation in der Werbung: Blau & blumig

Werbung ist ein wichtiges Mittel zur Darstellung und Verbeitung verschiedener Produkte an die Öffentlichkeit. Aber wie wird eigentlich die Menstruation in der Werbung dargestellt? Müsste die im Jahr 2021 nicht genauso divers, ehrlich und vielseitig sein wie die aktuelle Gesellschaft? Fehlanzeige! Sophia hat sich die Periodenwerbung mal genauer angeschaut:

Das blaue Menstruationsblut der Periodenindustriewerbung

Ist dir schon mal aufgefallen, dass die Menstruation in der Werbung im Fernsehen stets mit blauem Blut dargestellt wird? Blutest du denn blau? Wahrscheinlich nicht. Die meisten Menstruierenden finden wohl eher schleimiges, hell- bis dunkelrotes Blut in ihrer vollgesogenen Binde anstelle der blauen, klinischen Flüssigkeit, die uns die Fernsehwerbung stets präsentiert. Warum wird das natürliche Menstruationsblut nicht in der Werbung gezeigt? Weil es gesellschaftlich immer noch als etwas Unangenehmes und Ekeliges angesehen wird. Nicht umsonst werben die großen Marken für Menstruationsprodukte in der Fernsehwerbung mit Schlagwörtern wie: „Schutz, Frische, Sauberkeit, Freiheit“. Damit wird impliziert, dass es sich bei der Periode um etwas Gefährliches, Stinkendes, Schmutziges handelt, das außerdem Einschränkungen und Unfreiheit bedeutet. Die Werbung will uns zu verstehen geben, dass Menstruierende die Menstruationsprodukte brauchen, um dieser „Gefahr“ nicht ausgeliefert zu sein.

Wer menstruiert denn in der Fernsehwerbung? 

Ist dir außerdem aufgefallen, dass die Menstruation in der Werbung sehr oft von jungen, hübschen, dünnen cis-Frauen repräsentiert wird, die mit reiner Haut, strahlendem Lächeln und weißem Kleidchen durch die Gegend laufen? Zuallererst mal: Trägst du am ersten Tag deiner Menstruation, wenn die Blutung besonders stark ist, weiße Kleidung? Ich denke die wenigsten trauen sich das, weil das bekannterweise auch mal in die Hose gehen kann. Blut lässt sich aus weißer Kleidung unheimlich schwer rauswaschen! Am ersten Tag der Periode bekommen viele Menstruierende zudem Hautprobleme, haben oft mit Unreinheiten und aufgeblähtem Bauch zu kämpfen. Dies ist auf jeden Fall nicht die Zeit, in der Menstruierende sich besonders nach dem Schönheitsideal fühlen, dass wir tagtäglich in der Werbung sehen.

Die Menstruation ist außerdem diverser, als das normative Bild der dünnen, schönen, jungen Frau uns glauben lässt. Es existieren viel vielfältigere Körperbilder von Menstruierenden, sowie sämtliche Altersgruppen. Nie werden sehr junge oder ältere Personen gezeigt, obwohl die Menarche auch schon mit elf Jahren (oder früher) beginnen kann und viele Menstruierende bis Mitte Vierzig monatlich bluten. Und überhaupt: Wieso werden denn nur Frauen gezeigt? Wenn auch die meisten Menstruierenden Frauen sind, menstruieren ebenso nicht-binäre Personen-, sowie trans Männer. Müsste sich die Werbung nicht auch für die Sichtbarkeit dieser Gruppen einsetzten?

Menstruation in der Werbung: Die Periode als Hindernis?

Die Menstruation wird in der Werbung und allgemein in unserer Gesellschaft als Hindernis wahrgenommen. Denn Menstruierende brauchen während ihrer Periode oft Ruhe und fühlen weniger Energie als in den anderen Phasen des Zyklus. Dies wird in der Leistungsgesellschaft, in der wir leben, als „Schwäche“ gewertet. Deshalb versucht die Werbung Menstruierenden vorzugaukeln, dass sie mit den Periodenprodukten ihre Periode gut ignorieren könnten und wieder komplett leistungsfähig wären. 

Eine relativ neue Always Werbung zeigt sich hierbei besonders exemplarisch für dieses Phänomen. Die besagte Werbung zeigt eine tätowierte Frau mit kräftigen Armen, die selbstbewusst und stark einen Umzug durchführt. Sie packt an, und räumt den Laster mit den schweren Möbeln aus. Einerseits richtig cool, das Klischee Weiblichkeitsbild der alten Werbungen von der zierlichen Frau, die in weißen Kleidchen über Blumenwiesen hüpft, wird damit nicht weiter reproduziert. Die problematische Sache daran finde ich jedoch, dass diese Frau dazu sagt: „Ob ich meine Tage habe oder nicht, ich will immer 100 Prozent geben! Aber dafür fühle ich mich oft nicht ausreichend geschützt“ und dabei soll die Always Ultra dann helfen.

Die Werbung reproduziert also das Bild vom menstruierenden Körper, der unterdrückt werden muss, der trotzdem funktionieren muss, obwohl er in diesem Moment einfach rein biologisch nicht so funktionieren kann, wie sonst. Dies ist höchst problematisch, da diese Frau als Norm gesetzt wird: Sie kann trotz ihrer Periode einen schweren Umzugswagen ausräumen. Dies ist aber nicht die Norm und muss es auch nicht sein. Sollte die Werbung nicht lieber eine Person zeigen, die während ihrer Periode entspannt ein Buch liest, mit einer Wärmflasche auf dem Bauch und einem Tee in der Hand?

Lass dich von der Darstellung der Menstruation in der Werbung nicht beeinflussen!

Die Werbung spielt in vielen Fällen damit, dass die größte Angst aller Menstruierenden sein sollte, dass ihre Menstruation „entdeckt“ wird. Als wäre es das größte Ziel der Menstruierenden so zu tun, als ob sie nicht menstruieren würden. Als Norm werden nicht-menstruierende Menschen gesetzt. Die Menstruation wird in der Werbung als Belastung und „Abnormalität“ dargestellt, die es mit Menstruationsprodukten einzudämmen gilt. Als wären Menstruierende ihrer Periode ansonsten vollkommen ausgeliefert. 

Wir  müssen uns der Periode nicht ausgeliefert fühlen. Sie ist weder schmutzig noch gefährlich und eine Norm von vielen. Die Menstruation ist Teil unseres Körpers und wir können mit ihr umgehen. Natürlich machen Periodenprodukte für viele Menstruierende das Menstruieren „einfacher“, aber es ist auch ohne möglich. Free Bleeding ist bereits eine weit verbreitete Praxis und lässt uns unserem Körper und unserer Periode näherkommen. 

Also lasst euch von der Werbung nichts einreden. Die Darstellung der Menstruation in der Werbung ist nicht realistisch! Deine Periode muss nicht blau und klinisch sein und nach Badezimmerreiniger duften. Du musst am ersten Tag auch nicht freudestrahlend sein, sondern kannst auch mal genervt sein und dich in Schlabberklamotten auf das Sofa hauen. Du musst nicht top gestylt sein, keine weißen Kleidchen tragen und vor allem sind Unreinheiten der Haut während der Periode vollkommen normal! Am ersten Tag der Menstruation einen Umzug zu stemmen, ist wirklich nicht nötig. Du darfst dir Ruhe gönnen. Und vor allem brauchst du nicht unbedingt Menstruationsprodukte zum Überleben. Sie sind nicht dein Retter in der Not und du bist deiner Menstruation nicht ausgeliefert! Also blute gerne frei und rot und auch gerne im Bett mit Schokolade im Jogging-Outfit!

Lesetipp:

Du hast Lust, mehr über das Thema zu lesen? Dann kann ich dir diese beiden Bücher empfehlen:

Bobel, Chris (2010): New Blood: Third-wave Feminism and the Politics of Menstruation. New Brunswick. Rudgers University Press.

Kissling, Elizabeth Arveda (2006): Capitalising on the Curse: The Business of Menstruation. Lynne Rienner Publishers.

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August 5, 2021
Sophia lebt am Bodensee und studiert dort Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften. Sie saugt Informationen über den Menstruationszyklus auf wie ein (Menstruations-)schwamm und gibt sich große Mühe, ihre hier aufgeführten Tipps selbst zu berücksichtigen, auch wenn sie manchmal einer Tiefkühlpizza nicht widerstehen kann.

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